bookmark_borderDie Post der Bundes-Verwaltung

Die Verwaltung der Schweizer Regierung verschickt offenbar sehr viel Dokumente per Post. Glücklicherweise besitzt die Schweizer Regierung ja schon lange ihren eigenen Postbetrieb. Nur logisch, dass die Schweizer Post die Post der Regierung austrägt. – Oder doch nicht? Wenn Ihnen ein Wagen mit Chauffeur zur Verfügung stehen würde, dann würden Sie doch diesen benutzen und nicht jedesmal ein Taxi bestellen oder? Und falls Sie doch jedesmal ein Taxi bestellen würden, z. B. weil es billiger ist als ihr eigener Wagen mit Chauffeur, dann würde das bedeuten, dass sie den Wagen und Chauffeur gar nicht mehr haben wollen. Oder sie würden eventuell die bisher benutzte Limousine mit einem kleineren Auto und einem günstigeren Chauffeur mit schlechterer Ausbildung und etwas weniger guten Manieren und nicht so einwandfreiem Leumund ersetzen.

Genau das hat die Bundesverwaltung gemäss jüngsten Zeitungsberichten vor: Sie benutzt eventuell nicht mehr den eigenen Postbetrieb, der ihr ja in vielerlei Hinsichten noch Vorteile und Einnahmen bringt. Sie arbeitet also entgegen den Interessen des eigenen Postbetriebes und wird die Post vom billigsten Anbieter, den sie finden kann, versenden lassen! Wenn das nicht absurd ist. Vielleicht hat die Schweizer Post aber noch eine Chance ihrem eigenen Besitzer zu gefallen: Sie muss die Leistungen eben so billig offerieren wie die Konkurrenten. Bekanntlich ist die Konkurrenz so billig, weil die Arbeitsbedingungen (sowie Löhne, Sozialleistungen und teilweise Qualität) ebenso mies wie billig sind. Das heisst für die Postangestellten: niedrigere Löhne, weniger Personal, das mehr Arbeit leistet – also grössere Arbeitsbelastung – und Vereinfachungen und Einsparungen bei den erbrachten Leistungen. Oder anders gesagt: Löhne, die kaum zum Leben reichen, mehr Stress und Leistungsabbau. Kurz gesagt: Aus den bisherigen Stellen werden totale Scheissjobs. Und diese Zusammenhänge kennt jeder, der sich überlegt, einen Auftrag dem billigst Anbietenden zu geben. Noch verwerflicher ist diese Haltung, wenn man damit zugleich seine eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verrät und verkauft. Verantwortlich ist letztlich die Regierung, da sie die geltenden Rahmenbedingungen festlegt und ihr die Bundesverwaltung unterstellt ist.

bookmark_borderWas Anerkennung verdient

Wer aus seinen Möglichkeiten das Beste herausholt, verdient unsere Anerkennung. Je nach Voraussetzungen, Herkunftsmilieu und Veranlagungen können die Ergebnisse derselben grossartigen Leistungen für Aussenstehende grösser oder geringer erscheinen: Ein bescheidenes Ziel zu erreichen, kann für den einen bereits eine grosse Leistung darstellen. Ein anderer würde mit demselben Ziel aber weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben, da es für ihn aufgrund seiner Ressourcen, die er mitbringt, viel einfacher zu erreichen wäre. Um dieselbe Leistung zu erbringen wie der erste, müsste er sich etwas viel Grösseres vornehmen. Auch deshalb ist es schwierig, die Resultate und Taten zweier Menschen zu vergleichen. Nicht das Endresultat ist ausschlaggebend, sondern wie gross der Aufwand gewesen ist, wie stark sich jemand anstrengen und an sich arbeiten musste, um ein Resultat zu erreichen. Die eigentliche und anzuerkennende Leistung ist nicht das erreichte Endresultat, sondern die geleistete Anstrengung.

Die angestrebten Ziele können ausserdem in einer pluralistischen Gesellschaft extrem weit auseinander liegen. Es geht also nicht nur um bescheidenere und bedeutendere Ziele, sondern auch um völlig unterschiedliche Wege, die eingeschlagen werden. Die Wege sind anders und lassen sich nur schwer vergleichen (da für den Vergleich etwas sie verbindendes Höherliegendes gefunden werden müsste). Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Wege und des Erreichten fällt auch unsere Beurteilung und Anerkennung der Leistungen sehr unterschiedlich aus, so dass nicht alle die ihnen gebührende Anerkennung bekommen.

bookmark_borderDezentrale Energie-Versorgung

Das scheint die Zukunft zu sein: Primär dezentrale Energieerzeugung lokal in Gemeinden und sogar bei den Privathaushalten. Mittels Windrädern aller Art, Solarzellen, Sonnenkollektoren, Erdwärme, kinetischer Energie (Gezeiten, Gefälle), Wasserkraft usw. Regional wären dann allenfalls noch die Fabriken zur Herstellung der Solarzellen und Wind- und Wasserräder und Stromgeneratoren. Überregional bliebe zu einem grossen Teil die Gewinnung der Rohstoffe. Die zentralisierte Stromproduktion in riesigen Anlagen aller Art ist unnötig teuer und hat unerwünschte Nebenwirkungen. Die dezentrale Produktion bewährt sich bereits heute in den verschiedensten Regionen der Welt.

bookmark_borderWieso spielt das Privatauto eine so grosse Rolle?

Das Automobil deckt verschiedene widersprüchliche aber grundlegende Bedürfnisse des Fahrers ab: Das Bedürfnis nach Geborgenheit, nach Daheim- und Aufgehobensein aber auch den Wunsch die Welt zu erfahren, Neues zu entdecken, vorwärts zu kommen. Auch die Gefühle kommen dabei nicht zu kurz: Beim Steuern pendelt man zwischen Sicherheit und Mut zum Risiko, vornehmer Zurückhaltung und Galanterie gegenüber aggressivem Vorwärtspreschen und Überholen. Man ist beim Autofahren einerseits Teil einer Masse, andererseits pflegt und lebt man die individuelle Konkurrenz zu den andern. Die Regeln sind im Grossen und Ganzen klar, die Verständigung zwischen den Verkehrsteilnehmern festgelegt auf bestimmte Umgangs- und Verhaltensformen. Jeder spielt seinen Part im Spiel und kommt zum Zug, wenn er dran ist.

Für den Lenker ist der Genuss etwas grösser als für die Mitfahrende, obschon sich letztere entspannt zurücklehnt, wenn sie ihrem Fahrer vertraut. Der Steuernde hat aber das Fahrzeug im Griff, in seiner Macht, er ist handlungsfähig, selbst- und handlungsmächtig. Daher fühlt er sich nicht ausgeliefert, auch Ängste, die im risikoreichen Verkehr zum Teil begründet sind, werden dadurch in Schach gehalten. Die Mitfahrende ist dagegen ganz ausgeliefert, die dadurch entstehenden Ängste kann sie nicht durch das Gefühl des Agieren-Könnens mindern, sondern nur durch Vertrauen in die Fähigkeiten und das Verhalten ihres Lenkers.
Dank des Autos fühlt sich der oder die Fahrende grösser und stärker. Man kommt weiter, ist schneller, das ist der Prothesencharakter des Fahrzeugs. Die Fahrenden übersteigen sich selbst und das mühelos, Göttern gleich. Dabei kann man erst noch telefonieren, essen, Witze machen oder Musik hören.

Das Automobil, das scheinbar sich selbst, ohne äussere Hilfe, wie z. B. die Kutsche mittels Pferden, sich vorantreibende, weist zusätzlich starken Fetisch-Charakter auf: Form, Farbe, Felgen, Profil und Kühlerfigur, das traditionelle Markenzeichen, verweisen auf etwas Höheres und Besseres, als man selber ist, als auch dieses konkrete Fahrzeug selber ist. Der Glück und Macht bringende Talisman, aber auch beschützendes und unsere konkurrierende Feinde abwehrendes Amulett, verbindendes Totemzeichen zu natürlich-übernatürlichen, nicht von Menschenhand geschaffenen Mächten. Anbetungsgegenstand einer eigenen Religion, von der es seine Bedeutung bezieht. Quasi lebendiges Subjekt.

Der grossräumige Kombi verweist auf den Status als Familienoberhaupt, ein beladenes Auto auf Geschäftigkeit, der Sportwagen – neben der Fetischfunktion – auf die Sportlichkeit des Fahrers. Das Kleinauto bescheinigt die bescheidene und ökologische Gesinnung, die vornehme Karosse die soziale Stellung als Manager oder Politiker und so fort.

Neben all diesen Eigenschaften kommt dem Personenwagen auch ein gewisser Gebrauchswert zu, für den Transport von Einkäufen, Waren und Personen, für die Verteilung von Konsumgütern und Dienstleistungen, für den Geschäftspendelverkehr und für Freizeit- und Ferienindustrie.

Vom hier besprochenen Privatmobil sind abzugrenzen all die Arten von Geschäfts-, Liefer- und Lastwagen, Busse und Spezialfahrzeuge, für die der Gebrauchswert viel grösser ist und oben Gesagtes etwas weniger zutrifft (obschon vieles bei diesen Fahrzeugen ebenfalls eine Rolle spielt).

bookmark_border„Nur was ich sehe, gibt es wirklich“

Einer Diskussion unter Kindern ist zu entnehmen, dass eines der Mädchen der Ansicht ist, Engel könne es nicht geben, da man sie nicht sehe. Und es gäbe nur Dinge, die man sehen könne. Ein zweites Mädchen hält zwar die Engel für existent, behauptet aber, es könne sie sehen.

Spontan neigt man heutzutage dazu, jemandem Recht zu geben, der sagt, er glaube nur an das, was er selber mit eigenen Augen sehen könne. Nur das halte er für wirklich und existierend. Wenn wir aber nur kurz überlegen, merken wir, dass es Unsinn ist zu behaupten, nur die sichtbaren Dinge seien wirklich. Zum Beispiel können wir ja Töne nicht sehen. Wir sehen allenfalls ein Klavier an dem ein Mensch sitzt und spielt, also die Klaviertasten betätigt. Oder wir sehen ein Radio, allenfalls noch einen Lautsprecher. Aufgrund unserer eingehenden Erfahrungen mit dem Erzeugen von Tönen gehen wir davon aus, dass die Töne dort entstehen. Es gibt also die Töne, obschon wir sie nicht sehen können, wir sehen höchsten ein Gerät, durch das sie erzeugt werden können. Demnach müsste man die Aussage erweitern und sagen, nur was sicht- und hörbar ist, existiert wirklich. Analoges gilt für alle unsere Sinneswahrnehmungen.

Wenn wir weiter nachdenken, bemerken wir, dass auch die Aussagen und gesprochenen Sätze und Wörter nicht sichtbar sind. Auch die Bedeutung der Wörter ist, ausser eventuell bei Namen, nicht sichtbar. Doch auch beim Namen Peter sind das Wort Peter, die Bedeutung Peter und die Person Peter drei verschiedene Dinge. Plötzlich stutzen wir und werden gewahr, dass auch alle unsere zum Thema gemachten und zumeist unausgesprochenen Gedanken nicht sichtbar sind. Trotzdem würden wir nicht auf die Idee kommen zu behaupten, Wörter und Gedanken gebe es nicht. Dasselbe mit dem Gefühl des Stutzens und allen weiteren Gefühlen: ebenfalls alle nicht sichtbar; allenfalls der oder ein körperlicher Ausdruck davon, aber nicht das subjektiv empfundene Gefühl selbst. Trotzdem sind diese Gefühle zumindest für uns selbst zweifelsfrei existent, wenn auch ihre Dauer sehr unterschiedlich ist. Ebenso wie Erinnerungen und alle übrigen subjektiven inneren Wahrnehmungen und Erfahrungen, die wir machen.

Wenden wir uns nochmals dem Sehen und Hören zu. Wenn wir die Vorgänge genau analysieren, kommen wir auch bei diesen beiden Wahrnehmungen zum Schluss, dass das Bild und der gehörte Ton, zu einem wesentlichen Teil auch in unserem Gehirn oder jedenfalls Körperinnern entsteht, obgleich er auch durch die Art der Licht- oder Tonerzeugung, ihrer Übertragung und die Art und den Zustand unserer Wahrnehmungs- und Weiterleitungsorgane (Nervenleitungen) bestimmt ist.  Schlussendlich tritt das Bild oder der Ton in unserem Vorstellen uns selber (unserem Ich) gegenüber, das die eingehenden Signale interpretiert und die Vorstellungen erzeugt. Auch Bild und Ton sind somit nicht einfach in sicht- oder hörbaren Aussenwelt vorhanden, beziehen sich aber auf diese.
Ohne jede Esoterik oder Religion gibt es also neben dem Reich des Sichtbaren ein riesiges Reich von Unsichtbaren, aber existierenden Dingen.

Vielleicht müsste man die anfangs erwähnte Mädchen eher so verstehen, dass sie meinten, nur Dinge, wovon sie eine Sinneswahrnehmung haben könnten, existierten wirklich. Wiederum wären wir dann im subjektiven Bereich unserer eigenen Wahrnehmungen und müssten jetzt unterscheiden, welches sind Wahrnehmungen, die sich auf die Aussenwelt beziehen, die klassischen Sinneswahrnehmungen und für die wir ein klar identifizierbares körperliches Organ haben (Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken, Gleichgewicht, Druck usw.) und welches sind Wahrnehmungen, die sich nur auf unseren eigenen Körper beziehen ( Spannungs- oder Lockerheitsgefühle der Muskulatur, Lust- und Unlust, Schmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Wachsein usw.). Beide Wahrnehmungsarten wären grundsätzlich Wahrnehmungen von wirklich Existierendem. Vorbehalten bleiben immer die Fälle, wo man sich täuscht. Aber das sind Ausnahmen und oft kann oder könnte die Täuschung entlarvt werden).

Es gibt bei der Wahrnehmung zwar Bereiche, wo die Unterscheidung recht klar ist, leider gibt es aber auch Grenzbereiche, wo alles zu verschwimmen beginnt. Zum Beispiel wenn wir übermüdet sind. Zusätzlich kommt noch ein dritter Bereich der Einbildung und Fantasie, Ängste, Erinnerungen, Träume, Wünsche usw. hinzu. Hier beginnen jetzt endgültig die Schwierigkeiten der Mädchen und unsere. In diesem dritten Bereich kann einfach nicht mehr mit Sicherheit entschieden werden, was wirklich und was nur eingebildet ist. Die Entscheidung, was existiert und was nicht, ist aber nicht primär auf die Sichtbarkeit zurückzuführen, da man sich auch beim Sehen täuschen, sich Dinge einbilden oder bestimmte Dinge einfach nicht sehen kann. In unserer Kultur ist das Sehen, vielleicht nach dem Berühren (das uns in unserer Gesellschaft leider oft verwehrt wird) eines unserer wichtigsten Mittel, um uns davon zu überzeugen, dass etwas Vorgestelltes oder Wahrgenommenes auch tatsächlich ausserhalb von uns vorkommt.
Im dritten Bereich unserer Wahrnehmung bleibt aber durchaus Spielraum für weiteres Existierendes. Einerseits dadurch, dass wir uns nicht darauf Versteifen, dass es sichtbar sein müsse, was ja, wie wir oben gesehen haben kein zwingendes Indiz für Existenz ist. Hier könnten wir die Erinnerungen anführen, die sich auf existierendes beziehen, aber nicht unmittelbar und die auch viel zweifelhafter sind als die Sinneswahrnehmungen. Andererseits  vielleicht dadurch, das wir in diesem Bereich weiter zu differenzieren lernen und eventuell auf eine vierte Wahrnehmungsart stossen, wo, unabhängig von durch Wünsche und Ängste erzeugten Einbildungen, Existierendes erfasst wird. Diese Wahrnehmungsart könnten wir zum Beispiel Intuition nennen.

In einem weiteren Beitrag könnten wir untersuchen, inwieweit wir bei abstrakten Dingen überhaupt von Existenz sprechen dürfen (Realia oder Nominalia).  Ebenfalls müssten wir genauer die Aussagen betrachten, mit welchen wir die obigen Sachverhalte beschrieben haben: Da wir nur von existent oder nicht gesprochen haben, müssten wir klären, was das im Bezug auf Seiendes und Wahres genau meint.